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  • AutorenbildJens Fischer Rodrian

Was wichtig war – und bleibt!


Von Anfang März bis zu den jüngsten Ereignissen rund um den Mord an George Floyd durch vier Polizisten in den USA Ende Mai, bestimmte Covid 19 konkurrenzlos die Medien und die Politik. All die anderen wichtigen Themen unserer Zeit waren (fast) spurlos verschwunden.

Die Klimakrise, die Zerstörung der Natur und der Verlust des Lebensraums indigener Völker,

der nicht enden wollende, strukturell angelegte Rassismus weltweit, die unverzeihliche Benachteiligung der schwarzen Bevölkerung in den USA, die überfällige Gleichstellung der Frau, die Stellvertreterkriege (Jemen, Irak, Afghanistan, Syrien), die daraus resultierende Tatsache, dass Menschen aus ihrer zerstörten Heimat flüchten müssen um zu überleben, die weltweit völkerrechtswidrigen Waffenlieferungen in Krisengebiete, die inakzeptable Tatsache, dass wir Lebensmittel für ca. 12 Milliarden Menschen produzieren und trotzdem alle 10 Sekunden ein Kind an Unterernährung stirbt, die Notwendigkeit einer von Privatspenden unabhängigen WHO, eine Rückbesinnung auf nicht profitorientierte Gesundheitssysteme, ein gerechtere Verteilung des Reichtums und vieles mehr muß dringend zurück auf die Tagesordnung.

Unzählige Menschen sind weltweit auf Grund des rücksichtslosen Verhaltens westlicher Industrienationen zu Risikogruppen geworden und müssen ständig um Ihr Überleben kämpfen. Wenn man bedenkt, wie lang wir uns monothematisch einem Virus zuwenden und andere Themen fast vollständig ausblenden, wird einem schmerzlich bewußt, dass das Leben der weissen Bevölkerung in Europa und den USA immer noch einen anderen Stellenwert hat als das, aller anderen Menschen. Das Recht auf ein würdiges Leben, egal ob man im reichen Europa oder im globalen Süden geboren ist, muß zurück in den Fokus unserer gemeinsamen Anstrengung rücken. Nur dann haben wir eine Chance, dass eine globale Entspannung eintreten kann.

Es wäre falsch, sich ein „zurück zur Normalität“ zu wünschen. Was uns Mitteleuropäern als normal erschien, war für andere ein nicht enden wollender Alptraum. Von der Gewinnung der Rohstoffe für unsere Smartphones und Computer, die meist zu unwürdigen Bedingungen von Kindern in Mienen abgebaut werden, über die „menschlichen Kollateralschäden“ sämtlicher Stellvertreterkriege hin zu den Ländern, die mit unserem Müll umgehen müssen, hinterlassen wir Spuren aus Blut, Schweiß und Tränen. Wir haben uns zu lang über die Bedürfnisse der Menschen anderer Länder hinweg gesetzt, einfach, weil wir es konnten. Gerecht war, was unseren Lebensstandart sicherte.

Aber es wird immer offensichtlicher, dass eine kapitalistische Grundordnung, die grenzenloses Wachstum und Ausbeutung als Grundsatz seiner Existenz sieht, nur zum Scheitern verurteilt sein kann.

Wenn wir den Wunsch nach einer solidarischen, gerechten Gesellschaft nicht aufgeben wollen, brauchen wir massive strukturelle Veränderungen. Fangen wir vor unserer Haustür an. Ein bedingungsloses Grundeinkommen und ein deutlich höherer Mindestlohn wäre ein erster Schritt, eine gerechte Besteuerung des in Deutschland erwirtschafteten Reichtums und eine Obergrenze für Privatvermögen der nächste. Da die Folgen des Lock Downs nur in gemeinsamer Anstrengung bewältigt werden können, wäre mutiges politisches Handeln dringend notwendig und würde Hoffnung schenken.

Dass diejenigen, die für den Existenzverlust von tausenden von Menschen verantwortlich sind, die Richtigen sein werden, einen Neuanfang zu wagen, darf bezweifelt werden.

Das wird offensichtlich, wenn man sieht, daß z.Bsp die Lufthansa (Börsenwert 4 Milliarden Euro) mit 9 Milliarden Euro vom Staat unterstützt wird, daß eine umweltpolitisch sinnlose Abwrackprämie diskutiert oder ein neues Kohlekraftwerk in Zeiten des Kohleausstiegs eröffnet wird, während man gleichzeitig viele Kleinunternehmer, Selbständige und Künstler am offenen Arm verhungern läßt.

Was wir jetzt brauchen ist eine neue Generation ernsthafter, ehrlicher und unabhängiger Politikerinnen und Politiker. Die Bewegung Fridays for Future macht es uns eindrucksvoll vor. Kluge junge Frauen und Männer setzen sich beherzt und konsequent für eine zukunftsorientierte, sozial gerechte Energiepolitik ein. So viel Engagement sollte man von der Regierung auch erwarten können, Fehlanzeige. Statt dessen wird mit den Energie-und Autokonzernen ein fauler Kompromiss nach dem anderen geschlossen und ein konsequenter Ausstieg aus der fossilen Energiegewinnung auf die lange Bank geschoben.

Das Leben und Überleben der kommenden Generationen aller Länder sollte höchste Priorität haben. Wir alle sind gefragt, gemeinsam, solidarisch und empathisch an der Lösungen der angesprochenen Krisen mitzuwirken, Lösungen, die niemanden zurücklassen, egal in welchem Teil der Welt wir uns befinden. Das fängt im Kleinen an, in dem man sein eigenes Konsumverhalten überdenkt und gegebenenfalls bereit ist, es zu ändern und kann zu aktiven politischen oder gesellschaftlichen Engagement führen. Der Einsatz vieler Bürgerinnen und Bürger für geflohene Menschen hat uns eindrucksvoll bewiesen, dass es geht. Jeder Beitrag ist wichtig und unverzichtbar.

Der großartige Autor und Lyriker Erich Kästner faßte es treffend in einem knappen Zweiteiler zusammen: Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es.

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